Das erfährst du hier:
- Warum "Mobility as a Service" die Zukunft ist
- Wie Carsharing die Städte entlasten soll
- Was hinter den Begriffen Ridesharing und Carpooling steckt
- Wer diese nachhaltigen Mobilitätskonzepte bereits umsetzt
Verkehr in der Stadt: Umwelt- und nutzerfreundlich soll es sein
Letztendlich geht es bei nachhaltigen Mobilitätskonzepten nicht nur darum, die Zahl an Fahrzeugen zu reduzieren oder sie umweltverträglicher zu konzipieren, sondern vielmehr steht neben dem Auto selbst auch dessen Nutzung im Fokus. Die Formel, mit der die Herausforderungen des motorisierten Individualverkehrs in Zukunft zu meistern sein sollen, heißt "Mobility as a Service". Was damit gemeint ist? Im Grunde geht es um nachhaltige Dienste, die im Idealfall öffentliche und private Verkehrsangebote zu einem homogenen, nutzerfreundlichen Service verbinden. Das Ziel ist es, die Auslastung der unterschiedlichen Verkehrsmittel zu verbessern, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren und die Umwelt ebenso zu entlasten wie den Geldbeutel der Verkehrsteilnehmer.
Das Potential dieser Serviceangebote besteht zudem nicht nur darin, Ballungszentren zu entlasten, sondern neben der Stadt auch den Verkehr in weniger dicht bevölkerten Gebieten zu verbessern, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln meist schlechter versorgt sind. Aufgabe dieser Services ist es daher, die Anzahl der genutzten Fahrzeuge zu reduzieren und dabei dem Kunden eine gleichermaßen flexible wie kostengünstige Mobilität anzubieten. Diese Services stellen eine Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs dar, der bis dato mit Massentransportmitteln wie U-Bahn und S-Bahn sowie Bussen die größtmögliche Effizienz bietet.
Carsharing-Angebote: Die Anfänge
Aber um welche Dienste geht es bei diesen Mobilitätskonzepten denn nun eigentlich? Eines der verbreitetsten Konzepte ist das Carsharing, das durchaus Vorteile gegenüber dem privaten Individualverkehr bietet. Viele populäre Anbieter zeichnen sich zum einen durch hohe Flexibilität aus - die Autos sind nicht an feste Stationen gebunden und man kann sie zu jeder Tages- und Nachtzeit buchen. Zum anderen sind sie über Apps und das Internet einfach und unbürokratisch zu händeln und die Bezahlung ist so einfach wie beim Onlineshopping. Das Konzept bescherte den stationsbasierten Anbietern 2018 einen Nutzerzuwachs von 21,5 Prozent. Dass auf dem Markt durchaus noch Platz für neue Services ist, zeigt auch We Share in Berlin: Der Carsharing-Dienst startet 2019 in der deutschen Hauptstadt und setzt mit zunächst 1.500 e-Golfs (Stromverbrauch, kWh/100 km: kombiniert 14,1 (17-Zoll) - 13,2 (16-Zoll); CO₂-Emission kombiniert, g/km: 0; Effizienzklasse: A+) komplett auf Elektromobilität. Später soll We Share auch in anderen deutschen Großstädten launchen.
Vor allem digitale Technologien haben Ideen wie Carsharing zum Durchbruch verholfen. Von der Digitalisierung profitieren auch die sogenannten Ride-Hailing-Dienste. Dazu zählen Fahrservices wie Taxibetriebe. Nun sind Taxifahrten an sich keine bahnbrechende Innovation, vielmehr hat hier die Integration digitaler Kanäle den Markt verändert: Diese Services verbessern die Nutzbarkeit des Angebots, indem sie den Fahrgästen mehr Komfort und Effizienz bieten. Die Kunden können beispielsweise den Fahrer direkt kontaktieren, wenn sich ein Termin verschiebt. Für den Fahrgast ist das Angebot meist sogar günstiger als der landläufige Taxidienst. Und das Potential im Bereich der On-Demand-Mobilität ist noch lange nicht ausgeschöpft: Volkswagen hat 2016 rund 300 Millionen US-Dollar in "Gett" investiert, einen globalen Anbieter für die Vermittlung von Fahrdienstleistungen, der in mehr als 60 Städten rund um den Globus aktiv ist.
Auf dem Weg zum integrierten Mobilitätsprodukt
Bei Mobilitätskonzepten wie Ridesharing oder auch Ridepooling teilen sich mehrere Fahrgäste mit ähnlicher Zielrichtung ein Fahrzeug - im Grunde handelt es sich also um das bekannte Konzept der Mitfahrgelegenheit. Auch hier eröffnet die Digitalisierung des Dienstes Nutzern und Anbietern verbesserte Optionen: Meist läuft die Bestellung der Fahrt über eine Smartphone-App, welche die Anfragen verarbeitet, um Route und Auslastung auszutarieren und so die Bedingungen für Anbieter und Nutzer zu optimieren. Diese stark bedarfsorientierten Services stellen eine Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs mit besonders großem Potential im ländlichen Raum dar. Daneben sprechen auch finanzielle Gründe für Ridesharing: Es ist in der Regel günstiger als ein Mietwagen oder Taxi und teilweise sogar günstiger als der öffentliche Nahverkehr.
Mobility-as-a-Service-Konzepte vereinen im Idealfall viele wichtige Parameter: Zum einen steht der Nutzer im Fokus. Er entscheidet, welche Angebote er wann und wo nutzen möchte. Und sie sind plattformgebunden, soll heißen die Nutzer planen, buchen und bezahlen ihre Fahrt über digitale Kanäle. Dabei werden idealerweise Dienste unterschiedlicher Anbieter wie ÖPNV, Carsharing und Ridesharing in derselben Plattform oder App integriert. Die ideale digitale Mobilitätsplattform zur einfachen Planung, Buchung und Bezahlung bündelt Dienstleistungen, schafft einen leichteren Zugang zu Mobilität und sichert die ideale Nutzung aller Transportmöglichkeiten. Die tschechische Volkswagen-Tochter Skoda beispielsweise betreibt in Prag ein Peer-to-Peer Carsharing-Programm namens HoppyGo - einen Service, bei dem Privatpersonen das eigene Auto zur Verfügung stellen. Zusätzlich integriert der Dienst auch Eisenbahn- und Fernbusverkehr. Somit können HoppyGo-Nutzer sich von ihrer App multimodale Reiseverbindungen vorschlagen lassen, soll heißen: sie können mehrere Verkehrsmittel kombinieren.
Erklärtes Ziel von MOIA: Die Entwicklung von On-Demand-Mobilitätsangeboten, die das Leben in urbanen Räumen lebenswerter, sauberer und sicherer machen.
Neue Konzepte in der Praxis
In der deutschen Stadt Hannover ist die Volkswagen-Tochter MOIA bereits seit Mitte 2018 mit ihrem neuen Beförderungskonzept im Regelbetrieb, das mithilfe einer Software und einer App spontanes Ridepooling ermöglicht: Fast wie beim Taxi-Service kann man sich beinahe an jedem Punkt der Stadt abholen und absetzen lassen. Auch hier können sich alle potentiellen Fahrgäste über eine App einbuchen und während der Tour zu- und aussteigen. Um zu gewährleisten, dass der Shuttle auch optimal ausgelastet ist, ermittelt ein Algorithmus die beste Zeit- und Streckeneffizienz. Damit ist MOIA quasi ein Mix aus ÖPNV und Taxibetrieb. Seit Mitte April 2019 fährt MOIA außerdem mit 100 E-Fahrzeugen durch Hamburg und ergänzt so den ÖPNV. Innerhalb von zwölf Monaten soll die E-Flotte der Volkswagen-Tochter auf 500 Fahrzeuge anwachsen.
MOIA zeigt vor allem, dass sich Automobilhersteller, Start-ups und Verkehrsunternehmen mit dem Konzept "Mobility as a Service" und damit mit den Bedingungen und Faktoren einer nachhaltigen Mobilität beschäftigen - auf dem Weg in eine Zukunft mit nachhaltigen, nutzerfreundlichen Services.