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Das kommuni­zierende Auto.

Das kommuni­zierende Auto.

Text: Volker Marquardt

Illustrationen: James Boast

In naher Zukunft werden wir dem Fahrzeug nicht nur Sprachbefehle erteilen, sondern auch mit ihm interagieren. Bei Volkswagen arbeiten mehrere Entwicklungsabteilungen an der Realisierung eines digitalen Sprachassistenten. Dabei nutzen sie künstliche Intelligenz, Sprachtheorien und Computerlinguistik.

Ein ganz normaler Dienstagmorgen im Jahr 2025. Eine digitale Stimme meldet sich: "Guten Morgen, dein erster Termin ist um 9 Uhr. Heute ist viel Verkehr, du solltest spätestens um 8.10 Uhr losfahren." Der Fahrer schaut auf die Uhr, steht vom Frühstückstisch auf, packt seine Sachen und geht zum Auto. Der Innenraum ist bereits temperiert, und es läuft der gleiche Song, der auch in der Wohnung zu hören war. Mit den Worten "Guten Morgen, heute sind Cappuccino und Benzin an der Tankstelle des Nachbarorts im Angebot" begrüßt eine warme weibliche Stimme über die Boxen im Innenraum den Fahrer. Die Navigation startet und die Musik wechselt automatisch auf die Lieblings-Playlist. "Möchtest du wissen, was es heute in der Kantine gibt?" Die Stimme liest drei Gerichte vor. "Ich habe für dich noch den Witz des Tages herausgesucht. Möchtest du ihn hören?" Der Fahrer schüttelt den Kopf: "Heute nicht, danke."

Bei Volkswagen entstehen in Kooperation mit den Entwicklern der Carmeq GmbH die Zukunftsversionen für den digitalen Assistenten im Fahrzeug. Das Berliner Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der Volkswagen Aktiengesellschaft. Dort arbeiten mehr als 600 Mitarbeiter aus 29 Ländern an zukunftsweisenden Features und Funktionen für die Automobile von morgen. Wer die Abteilung von Kim Cedziwoda betritt, in der bei Carmeq Sprachbediensysteme entwickelt werden, findet in einem Raum Tafeln mit Pfeildiagrammen, die typische Kundendialoge im Auto aufschlüsseln. Daneben werden bunte Designkonzepte diskutiert, und Computerlinguisten sitzen vor dutzenden Bildschirmen und setzen die Ergebnisse in Algorithmen um.

Der Fahrer äußert, dass er sich gestresst fühlt. Angenehme Musik wird gespielt, das Licht reguliert und ein Massageprogramm gestartet.

"Inzwischen versteht das System auch viele Anspielungen, Witze und Doppeldeutigkeiten."

Hier arbeitet auch Dr. Luise Süssenbach an der Konzeption von nutzerzentrierten digitalen Assistenten. Kürzlich hat Volkswagen zusammen mit Carmeq einen wichtigen Fortschritt erzielt. "Bisher muss der Nutzer bei den meisten Sprachdialogsystemen einen bestimmten Satz äußern, damit sie reagieren, z. B. 'Bitte die Heizung auf 18 Grad stellen', erklärt Süssenbach. "Bei unserem neuen System kann er sich erstmals alltagssprachlich äußern. Damit erteilen Menschen dem System nicht mehr nur Befehle, sondern beginnen tatsächlich mit ihm zu kommunizieren. Das ist ein enormer Schritt auf dem Weg zum digitalen Sprachassistenten der Zukunft", sagt sie. Um eine der Herausforderungen dabei zu erklären, muss sie etwas ausholen: "Menschliche Äußerungen sind oft mehrdeutig, nur durch den Kontext sind wir in der Lage, sie richtig zu deuten. Wir helfen Maschinen dabei, menschliche Sprache besser zu verstehen. Mithilfe künstlicher Intelligenz vermitteln wir dem Sprachsystem, wie bestimmte Nutzeräußerungen verstanden werden sollen." Sagt der Fahrer zum Beispiel "Mir ist kalt", reagiert das Sprachdialogsystem je nach Kontext: Es kann zum Beispiel direkt mögliche aktive Kühlungsfunktionen beenden, die Heizung hochregulieren, die Temperatur der Lenkradheizung erhöhen oder die Sitzheizung anschalten bzw. diese eine Stufe nach oben schalten. Ganz individuell, abhängig von der aktuellen Situation reagiert das System auf Nutzeräußerungen. So kann der Kunde seine Wünsche und Bedürfnisse frei formulieren. 

Um genau das zu lernen, muss das System pausenlos gefüttert werden - unter anderem mit verschiedenen Nutzeräußerungen aus der ganzen Welt. Aus diesem Grund laufen Mitarbeiter durch die Straßen von Paris, Los Angeles oder Tokio und zeigen Passanten Bilder, die typische Situationen rund um das Autofahren darstellen. Tausende von Antworten werden in Datensätze umgewandelt und an die Erkennungssoftware geschickt. "Inzwischen versteht das System auch viele Anspielungen, Witze und Doppeldeutigkeiten. Es erkennt Versprecher und die meisten Dialekte innerhalb einer Sprache", sagt David Bischof aus der Abteilung Funktionale Umsetzung in Wolfsburg. Er und sein Team sorgen dafür, dass Konzepte für Sprachdialoge, Sprachphilosophien und Use Cases in die Autos integriert werden und die Technik später korrekt auf verschiedenste Nutzerwünsche reagiert.

Die Tankanzeige nähert sich der Reserve. Die Fahrzeugelektronik hat erkannt, dass eine Tankstelle angesteuert werden muss, und weist den Fahrer auf eine günstige Tankmöglichkeit auf der Route und innerhalb der verbleidenden Reichweite hin.

Auch bei der Stimme des Autos - wichtig für die Akzeptanz eines Dialogsystems - geht Volkswagen auf kulturelle Unterschiede ein. Nach ausführlichen Castings wurde für jede Sprache eine andere weibliche oder männliche Stimme ausgewählt. "Auch Inhalte und Stil der Ansprache wurden an kulturelle Muster angepasst. In den USA zum Beispiel sind Sprachdialogsysteme viel weiter verbreitet. Daher erwarten die Nutzer auch deutlich mehr Initiativen und längere Äußerungen", sagt David Bischof. 

Dabei geht es neben Komfort auch um Sicherheit. Letztendlich ist es wichtig, dass der Fahrer trotz aller Features und Angebote konzentriert  bleibt. Indem moderne Sprachdialogsysteme dabei helfen, dass er viele Aufgaben ohne Ablenkung vom Verkehr bewältigen kann, erhöhen sie die Sicherheit. "Wir sehen uns heute zwei Trends gegenüber: Zum einen gibt es immer mehr Fahrerassistenzsysteme, gleichzeitig kommt immer mehr Unterhaltungselektronik ins Fahrzeug. Mit modernen Sprachdialogsystemen können wir beiden Trends nachkommen und gleichzeitig die Sicherheit erhöhen", sagt Matthias Pook. Er koordiniert bei Volkswagen die Entwicklung der Sprachdialogsysteme.

"Wir werden die Sprachdialogsysteme kontinuierlich weiter verbessern!"

Die Vorteile der Sprachsteuerung liegen auf der Hand: Fahrer sollten aus Gründen der Sicherheit auf der Autobahn nicht mit der Tastatur nach einem bestimmten Musiktitel suchen; per Sprachbedienung können sie solche Funktionen weiterhin problemlos nutzen. In manchen Ländern, wie zum Beispiel den USA, wird der Fahrer in bestimmten Situationen auf die Sprachsteuerung verwiesen, weil sie die Aufmerksamkeit weniger beansprucht - und die Fahrt sicherer und komfortabler macht. Die Sprachsteuerung ist ein weiterer Entwicklungsschritt hin zum Fahrzeug der Zukunft, das als digitale Mobilitätslösung verstanden wird.

Mit dem aktuellen Touareg sind bereits jetzt erste Szenarien erlebbar. In Kürze wird es das erste Modell von Volkswagen auf dem Markt geben, mit dem der Fahrer "ganz normal" reden kann. "Hier muss sich der Kunde keine festen Formulierungen merken wie 'Zeige den Weg zur nächsten Tankstelle'. Er kann auch sagen 'Ich brauche Benzin!' und wird verstanden", so Süssenbach. Mit regelmäßigen Updates kann das neue System erweitert werden. "In den nächsten 24 Monaten wird sich viel tun. Wir haben mit eigenen Lernalgorithmen viele Erfahrungen gesammelt und werden die Sprachdialogsysteme mit jedem neuen Fahrzeug weiter verbessern", sagt Matthias Pook. "Das sind die ersten Schritte zum digitalen Sprachassistenten der Zukunft."

 

Zu Besuch in der Zukunft
der Mobilität


Im DRIVE, dem Volkswagen Group Forum (Termine und Ausstellungsinfos unter www.drive-volkswagen-group.com), können Besucher schon heute die Mobilität von morgen erleben. Hier werden detaillierte Einblicke in die Zukunft des Automobils geboten und innovativste Fahrzeugstudien vorgestellt - zum Beispiel Modelle der ID. Serie. Im DRIVE kann man sich davon überzeugen, wie stark mit steigendem Automatisierungsgrad auch Bedienkonzepte wie Augmented Reality sowie Gesten- und Sprachsteuerung an Bedeutung gewinnen.

Veröffentlicht: Dezember 2018

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