Auf den ersten Blick denkt man bei funktionaler Kleidung vielleicht an Faulheit - bei Van Bo erzeugt es jedoch ein Bild von Ehrlichkeit und Reinheit. Er hat andere, wichtigere Dinge, um die er sich Gedanken machen muss. Denn er setzt sich mit städtischen Zukunftsszenarien, Wohnungsnot und Gefährten, die uns von A nach B bringen auseinander. Wenn man ihn nach dem Raum von Morgen fragt, verfällt er in leidenschaftliches Erzählen, wobei seine Augen und Hände den Worten Nachdruck verleihen.
"Wenn jeder auf der Welt seinen eigenen Raum verdient. Und wir sind gerade so ca. 7
Milliarden Menschen und jeder hat 40-50 Quadratmeter. Weißt du wie viel Platz man
da braucht? Diese Erde ist wahrscheinlich zu klein für uns alle", sagt er. Die
Konsequenz: wir müssen überdenken, wie wir unsere Räume gestalten und nutzen.
Dieser Gedanke brachte ihn zu seinem bisher bekanntesten Projekt: dem
Ein-Quadratmeter-Haus. 1 mal 1 und das ist alles was er uns zur Verfügung stellt.
Überrascht könnte man sich fragen, wie alles in einen so kleinen Raum passen soll.
Doch die Definition des Wortes "Haus" nimmt er hier nicht wörtlich. Denn Van Bo ist
nicht nur Architekt, er ist auch Künstler.
"Wenn wir über Lebensraum sprechen, reden wir immer von Nummern und Quadratmetern, aber ist es wirklich das?", fragt er. Stimmt die Gleichung: je mehr Platz, desto größer das Glück? Van Bo stellt die Frage, wie viel Platz wir wirklich benötigen, um glücklich zu sein, anstelle uns die fertige Lösung zu nennen.
Innerhalb der eigenen Wohnung in Berlin beginnt er seine Ideen der Mehrzwecknutzung
umzusetzen: "Ich lebe zusammen mit meiner Frau und unseren zwei Kindern und wir
transformieren den gesamten Raum durchgehend. Wir haben noch nicht festgelegt,
welches Zimmer für die Kinder ist und welches für die Erwachsenen. Es verändert
sich alles im Moment. Unsere Kinder verändern uns." Anstelle nur das Bett mit den
Kleinen zu teilen, vertraut er außerdem in die Sharing Economy. "Wir sprechen
dauernd davon, Essen und Klamotten zu verschwenden, warum nie darüber, dass wir
Platz verschwenden", meint er.
Faszination
kleinster Räume.
Wenn Van Bo über "zuhause" spricht, bleibt er dabei nicht innerhalb von vier
Wänden. Der Visionär träumt von Häusern auf Rädern. E-Mobilität befreit von dem
traditionellen Design eines Autos. Wir haben die Freiheit diesen Raum anders zu
gestalten, losgelöst vom klobigen Motor. Er malt sich ein Ein-Quadratmeter-Haus in
einem Elektroauto aus. "Wäre das nicht cool, nicht von zuhause ins Büro zu fahren,
sondern mein ganzes Haus dorthin zu bewegen, wo ich gerne arbeiten möchte?", fragt
er.
Van Bos Enthusiasmus steigt weiter, wenn er über technologischen Fortschritt und
autonomes Fahren spricht: "Warum sollten wir uns auf den Verkehr konzentrieren,
wenn wir uns mit unseren Kindern beschäftigen können, im Auto gemütlich zusammen
frühstücken?" Er sieht "E-Mobility als Botschafter einer neuen Ära" und als Chance
neue Wege zu finden, um Städte so zu organisieren, dass sie für jedermann offen und
zugänglich sind.
Aus wenig
viel machen.
Da Van Bo unablässig nach weiteren innovativen Zukunftsszenarien strebt, gründet er Initiativen wie die Tiny House University am Berliner Bauhaus Campus und lädt die Gesellschaft dazu ein, teilzuhaben und diese weiterzuentwickeln. Um seinen Träumen von multifunktionalen Räumen gerecht zu werden, würde Van Bo so weit gehen, seine Wohnung mit Fremden zu teilen. "Wenn ich morgens meine Wohnung verlasse, warum sollte ich sie nicht für Menschen öffnen, die gerne dort arbeiten würden?", meint er. Um dies und das Konzept von Connectivity intelligent zu gestalten, "sollte man alle vorhandenen Wohnungen, Häuser und Räume in einer Art Bibliothek oder App zusammenfassen und teilbar machen, um nicht so viele Ressourcen zu verschwenden."
Vorreiter
einer neuen Ära.
"Wäre das nicht cool, nicht von Zuhause ins Büro zu fahren, sondern mein ganzes Haus dorthin zu bewegen, wo ich gerne arbeiten möchte?"
Van Bo Le-Mentzel ist Diplom-Ingenieur und Architekt, dazu Künstler, Designer und
Innovator. Er hat bereits als Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste
in Hamburg Design unterrichtet, ist bei TEDx aufgetreten und sieht die Trennung
zwischen Arbeit und Freizeit als hinfällig. Er glaubt nicht an Druck oder Geld als
Motivationen, aber an Vertrauen und Freiheit und dass Ideen davon leben, dass alle
am Prozess teilhaben.
@buildmorebuyless